Mittwoch, 26. Juli 2006
Quo Vadis Familie?
Die nun folgende kleine Geschichte ist der Hauptgrund für die Entstehung des Muslimtagebuches, denn sie hat mich gelehrt, daß der deutsche Bürger noch nicht wirklich in der Lage ist, Dinge vorurteilsfrei zu betrachten - selbst wenn es um die nächsten Verwandten geht.

Es fing alles ganz harmlos an, nämlich mit einem Italienurlaub auf einem Campingplatz zusammen mit meinem Schwiegervater und seiner Frau. Nicht, aß es jetzt ein besonders toller Urlaub gewesen wäre - man urlaubte halt so vor sich hin, aber es fielen schon einige Dinge auf, wie zum Beispiel die Zeitschriften, die meiner Frau von meinem Schwiegervater immer zugeschoben wurden - meist über Kindererziehung - die stets jedoch Zeitungsartikel bezüglich meinem Glauben enthielten; zumeist Sinnlosmeldungen wie "Zahl der Islamisten in Deutschland dramatisch gestiegen" oder "Iran verbietet Frauen den Besuch von Fußballstadien".
All dies störte mich jedoch nicht weiter - meine Frau hingegen schon, aber das ist ein anderes Thema.
Dann kam jedoch der dicke Hund:
Es war der erste Geburtstag meines Sohnes, alle waren eingeladen und die Stimmung war so gut, wie sie bei einem Kindergeburtstag mit schreienden Babys und Kleinkindern nunmal sein kann. Als alle gegangen waren sprach mich meine Frau an. Sie erzählte das, was ihre Mutter ihr über die Aussagen ihres Ex-Mannes zuvor berichtet hatte; und das war einiges:
Ich sei entweder ein Spinner oder ein Schläfer! Ich würde meine Frau unterdrücken und er habe im Urlaub genau gesehen, daß meine Frau immer drei Schritte hinter mir gelaufen sei!

Er sagte noch einiges andere, aber das gehört nicht hierher.

Am nächsten Morgen stellte meine Frau ihn zur Rede! Zunächst leugnete er, stritt alle ab, aber bei weiterem Nachhaken kam immer mehr zum Vorschein, jedoch versuchte er sich noch immer herauszuwinden mit Sätzen wie: Ja, das habe ich gesagt, aber in einem positiven Zusammenhang. - An dieser Stelle frage ich mich, wie man Begriffe wie "Schläfer" oder "Spinner" in einen positiven Kontext stellen möchte!!

Alles in allem ein totaler Reinfall: Meine Frau fing irgendwann an zu weinen, während unsere Diskussion immer bitterer wurde. Er fuhr die ganzen bekannten Vorurteile auf: Unterdrückung der Frau, die zum damaligen Zeitpunkt gerade noch aktuelle Anklage wg. Apostasie in Afghanistan, etc..
Ich versuchte nach besten Kräften meine eigene Sichtweise der Dinge darzulegen, mußte mir aber stets anhören, daß das Tun irgendwelcher "islamischer" Staaten ein Beleg sei, daß derlei im Koran stünde (steht es nicht, aber er weigert sich selbst nachzuforschen: "Zum Koranlesen habe ich keine Zeit").

All dies ist in meinen Augen ein Armutszeugnis für eine Familie, sowie das Bildungsbürgertum - zu dem er sich sicherlich rechnen würde, aber noch schlimmer finde ich, daß solche Personen für den Bundestag kandidieren und beinahe auch noch gewählt werden! Hoffentlich verstehen sie von anderen Dingen mehr, bzw. sind eher in der Lage eigene Meinungen zu überprüfen und ggf. zu revidieren, doch wenn ich mir das politische Geschehen zu Gemüte führe, dann befürchte ich das Gegenteil.

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